Kilian Kirchgeßner: Pfarrer Toufar ist verschwunden
Die Verfolgung der Kirche ist eines der dunklen Kapitel in der Geschichte der Tschechoslowakei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In seiner Reportage für den Deutschlandfunk erzählt Kilian Kirchgeßner der deutschen Öffentlichkeit die Geschichte von Josef Toufar, einem Priester in einem abgelegenen, unbedeutenden Dorf auf der Böhmisch-Mährischen Höhe. Besser gesagt – das Dorf war bis 1949 unbedeutend, als die Angehörigen der örtlichen Kirche ein unerwartetes Ereignis erlebten, das nur als Wunder erklärt werden konnte. Unmittelbar danach geriet Josef Toufar in den Fokus der Staatssicherheit, wurde festgenommen und während der Verhöre gefoltert. Das Ganze sollte vergessen werden, was aber nicht passierte – und Kilian Kirchgeßner stellt in seinem Bericht nicht nur Toufars Geschichte dar, sondern auch die Beziehung der Tschechen zu ihrer eigenen Geschichte und zur Kirche.
Ich habe einen Faible für Themen, die in der Vergangenheit spielen und wo man einen Bezug herstellen kann, einen großen Bogen schlagen kann zu dem, was in der Gegenwart stattfindet. Was ich versucht habe in der Reportage, ist nicht nur die Geschichte von damals zu erzählen, sondern das einzubetten in die Gegenwart. Was sagt das, was mit Pfarrer Toufar passiert ist, über den Umgang mit der Vergangenheit aus, über die gegenwärtige Gesellschaft.
Kilian Kirchgeßner
Pfarrer Toufar ist verschwunden
Josef Toufar und Milena Jesenská – das sind zwei Namen, zwei Personen, deren Schicksale wir kennen: Unschuldig, gequält und ermordet. Wir wissen, sie stehen für Tausende. Kirchgeßner hat deshalb nicht nur eine Geschichte erzählt, die uns Deutschen einen Nachbarn näherbringt. Das Feature leistet einen Beitrag, der weit darüber hinaus geht. Es fordert Toleranz, Glaubens- und Meinungsfreiheit und Achtung der Menschenwürde.
Michael Hiller
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Kilian Kirchgeßner
Kilian Kirchgeßner ist Auslandskorrespondent für die Tschechischen Republik und die Slowakei. Er arbeitet für unterschiedliche Hörfunksender der ARD wie den Deutschlandfunk, den WDR und Deutschlandradio Kultur, ist aber auch für Zeitschriften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Axel-Springer-Preis und den Young Journalist Award der Europäischen Union.