Die Stadt Postelberg (tsch. Postoloprty) im Saazer Land wird im Juni 1945 zum Schauplatz eines der größten Massaker in der tschechischen Geschichte. Dabei kamen einige hundert (andere Schätzungen sprechen von bis zu 2000) Menschen deutscher Abstammung aus der Zivilbevölkerung um. Als vor einigen Jahren die Kaserne, in der die Morde stattfanden, abgerissen wurde, nahm Jan Novotný dies als Impuls für seine Reportage. Der junge Journalist wollte in Erfahrung bringen, wie die kommunalpolitische Repräsentanz der Stadt heute mit ihrer dunklen Vergangenheit umgeht. In seinem Beitrag beschreibt er auch die inneren Konflikte einiger letzter Zeitzeugen, die über Jahrzehnte lang Tag für Tag den Mördern von ihnen nahestehenden Menschen auf den Straßen begegneten.
Beim Schreiben dieses Textes habe ich festgestellt, dass es immer darauf ankommt, welche Position die kommunalpolitische Repräsentanz der Stadt dazu einnimmt. Außer den Zeitzeugen gibt es niemand, dem etwas daran liegt, diese Ereignisse in Erinnerung zu behalten. Leider sehe ich das in diesem Fall nicht besonders positiv für die Zukunft.
Jan Novotný
Demolierung der Erinnerung. Reportage aus einer Stadt, wo sich die Nachfahren von Mördern und Opfern bis heute in die Fenster schauen.
Die Reportage von Jan Novotný ist etwas ganz Besonderes: Weil der Autor nicht nur schildert, dass Geschichte totgeschwiegen wird. Er ergreift auch engagiert Partei für diejenigen, die vom kollektiven Schweigen am unmittelbarsten betroffen sind: Die Nachkommen der Opfer.
Anneke Hudalla
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