Was ist es, was unsere Identität ausmacht, was uns mit früheren Generationen verbindet? Vladimír Ševela, Redakteur bei der Wochenendausgabe der Zeitung Hospodářské noviny, hat sich auf seiner Suche nach den Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart zu den Lausitzer Sorben begeben. Das kleine Volk ist eine Art natürliche Brücke zwischen Deutschen und Tschechen, wird aber von der heutigen tschechischen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. In seiner bemerkenswerten Skizze beleuchtet der Autor, worauf sich die Identität der Niederlausitzer Einwohner gründet, wie auch ihre Bemühungen, alte Traditionen zu bewahren. Dabei erfasst er jedoch auch brillant die Widersprüche, die das Festhalten an der gestrigen Welt mit sich bringen kann.
Würden die Sorben als ethnische Gruppe verschwinden, wäre das für ganz Europa ein riesiger Schaden. Mich haben die jungen Leute fasziniert, die sich für ihre Herkunft interessieren, einen großen Teil ihrer Freizeit und auch Geld in die Sache stecken und das alles sehr intensiv erleben. Darin sehe ich eine gewisse Hoffnung für die Zukunft dieser Ethnie, dass das keine rein museale Angelegenheit ist.
Vladimír Ševela
Der Hahn? Ist von der Treppe gefallen…
Die Menschen, die Ševela beschreibt, ringen um ihre Identität und sind gleichzeitig uneins mit ihr. Ševela hat passenderweise keine Story über Folklore geschrieben, sondern eine sehr aufmerksame Reportage über Selbstreflexion in einer komplizierten Welt und darüber, wie das Bestreben „man selbst“ zu sein mitunter in Ablehnung alles Fremden umschlagen kann. Dies ist keine Geschichte über die kleine Welt der Lausitzer Sorben. Es ist eine Geschichte über unsere Welt. Tschechen kann ich die Lektüre wärmstens empfehlen – und Deutschen auch.
Daniel Brössler
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