Veronika Kindlová vollzieht in ihrem Rundfunkbeitrag mehrere Aspekte der „Umsiedlung“ tschechoslowakischer Deutscher nach, die nach dem Zweiten Weltkrieg ins damalige Ostdeutschland kamen.
Ich habe, so wie viele, die Vertreibung meist mit Bayern als Zielort verbunden. Eventuell Baden-Württemberg und vereinzelt auch noch weitere Regionen. Erst im Laufe der Zeit habe ich begriffen, dass ein ziemlich großer Teil der Deutschen, fast ein Drittel, in die Gegenden ging, die vor der Sowjetarmee okkupiert waren. Also Orte, die später zu Ostdeutschland geworden sind. Die in die Ostzone vertriebenen Deutschen konnten sich nicht zu ihrer Identität bekennen, im Unterschied zu denjenigen im Westen. Dort wurde ihre Identität unterstützt und so ist es eigentlich bis heute der Fall. In den meisten Fällen mussten sie ihre Herkunft vergessen und die ostdeutsche Identität annehmen.
Veronika Kindlová
Tschechoslowakisch-deutsche Vertriebene in der DDR: Einige Funktionäre des ostdeutschen Regimes stammten aus der Tschechoslowakei.
Kindlová vollzieht präzise die Genese der „Umsiedlungen“ nach, wie die Behörden der sowjetischen Besatzungszone die Vertreibungen von Deutschen aus der Tschechoslowakei auf ihr Territorium strikt bezeichneten, ebenso wie die Wege derjenigen, die freiwillig aus Gründen der politischen Verbundenheit mit dem neuen Regime in den Osten Deutschlands übersiedelten. Sie verfolgt ihr Einleben in der dortigen Nachkriegsrealität und ihre Integration bei den Menschen vor Ort und mit der ostdeutschen kommunistischen Regierung, die viele für einen Aufstieg zu nutzen wussten. Auch dunkle Seite des Lebens im totalitären System kommt zur Sprache, was es wohl für diese Menschen das Verbot bedeutetet haben mag, sich mit Landsleuten aus der alten Heimat zu verbinden oder auch die Überwachung durch die Stasi. Sehr deutlich wird der Kontrast zur Situation der Sudetendeutschen im Westen.
Filip Nerad
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