Petr Dudek, Jan Pokorný, Petr Pospíšil, Ondřej Suchan, Martin Veselovský: Studio 39

Zum Jahrestag des 15. März 1939, als Hitlerdeutschland die Tschechoslowakei besetzte, ist den Journalisten des Tschechischen Rundfunks eine einzigartige Rekonstruktion der historischen Ereignisse gelungen. Vom Studio am Prager Hauptbahnhof aus sendeten sie eine Beitragsreihe, die den Radiohörern und Vorbeigehenden auf originelle und authentische Weise die Zeit kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs näherbrachte. Sie lud dazu ein, stehenzubleiben und nachzudenken – auch über die Bedeutung dieser historischen Ereignisse für unser heutiges Leben.

Ich denke, es hat sich gezeigt, dass wir die tragischen Momente unserer Geschichte sehr gut darstellen konnten: die deutsche und die sowjetische Invasion. Ich hoffe, dass wir auch jetzt für den Jahrestag des 17. November die Möglichkeit haben werden, das Programm etwas optimistischer zu gestalten.

Petr Dudek

Stellen Sie sich folgendes vor: Sie wachen am Morgen auf, schalten das Radio ein und da berichtet ein Reporter sehr authentisch vom Prager Flughafen oder aus den Straßen Prags davon, was gerade passiert. Man kann die Panzer hören und das Getöse, das damals herrschte. Der Hörer wird wach, hört das und sagt sich dann: ´Uff, das war zum Glück nur eine Rekonstruktion!

Jan Pokorný

Es ist gut, dass daraus eine Videoaufnahme entstanden ist. Ich kenne mindestens eine Schule, in der ein Lehrer sie seinen Schülern im Geschichtsunterricht gezeigt und dann mit ihnen darüber gesprochen hat. Viele Schüler erfuhren so zum ersten Mal, was damals geschehen ist.

Petr Pospíšil

Wir haben darüber nachgedacht, wie wir diese Rekonstruktion in die klassische Berichterstattung integrieren können. Gleichzeitig wollten wir zeigen, wie wichtig das Thema ist, woraufhin wir schließlich eine siebenstündige Sendung aufgenommen haben. Bei unserem Studio am Prager Hauptbahnhof schauten Leute vorbei, die uns zu der Zeit sonst nicht zugehört hätten. Wir dachten, wenn es nur ein paar Menschen sind, die darüber nachdenken würden, und sich dann, wenn sie nach Hause kommen, die gesamte Rekonstruktion anhören oder nach weiteren Informationen zu diesem Thema suchen, dann war das Ganze ein Erfolg.

Ondřej Suchan

Ich sehe das zum Beispiel bei meinen Kindern. Die älteste Tochter ist bereits auf der weiterführenden Schule und viele ihrer Klassenkameraden unterscheiden nicht zwischen dem, was 1989 und was 1968 geschah. Das Jahr 1939 zählt für sie quasi zur Urzeit. Diese Rekonstruktion, bei der auch Zeitzeugen zu hören waren, kann der jüngeren Generation einen Einblick vermitteln, dass es sich nicht um prähistorische Ereignisse handelt, sondern um etwas, das die Geschichte des gesamten 20. Jahrhunderts beziehungsweise de facto auch die Gegenwart beeinflusst (hat).

Martin Veselovský

Studio 39

Die Sendung zeigt außerordentlich plastisch, was am 15. März 1939 passiert ist. Die Autoren schildern die Ereignisse so, als ob sich diese gerade abspielen würden. Reisende auf dem Prager Hauptbahnhof, von wo aus sie ausgestrahlt wird, halten an und hören zu. Sie verpassen fast ihren Zug. Das belegt, dass diese Sendung vom Morgen bis zum Abend ausgestrahlt werden sollte. Die Autoren schaffen es, unsere Aufmerksamkeit über mehrere Stunden zu fesseln.

František Černý

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Studio 39 [Studio 39]

Autor: Petr Dudek, Jan Pokorný, Petr Pospíšil, Ondřej Suchan, Martin Veselovský

Name des Mediums: Český rozhlas

Veröffentlichungsdatum: 15. 3. 2019

Petr Dudek, Jan Pokorný, Petr Pospíšil, Ondřej Suchan, Martin Veselovský

Petr Dudek
Petr Dudek ist seit vielen Jahren Redakteur beim Tschechischen Rundfunk, bietet gelegentlich aber auch anderen Medien längere journalistische Gespräche an (BBC, Týden, MFDnes).

Jan Pokorný
Jan Pokorný ist seit mehreren Jahren Moderator beim Programm Radiožurnál im Tschechischen Rundfunk und dessen Nachrichtenchef.

Petr Pospíšil
Petr Pospíšil ist Redakteur beim Programm Radiožurnál im Tschechischen Rundfunk. Er beteiligt sich hauptsächlich an speziellen Projekten des Senders.

Ondřej Suchan
Ondřej Suchan ist Chefredakteur von Radiožurnál. Davor schrieb er für die Zeitschrift Týden und die Zeitung Lidové noviny.

Martin Veselovský
Martin Veselovský ist Journalist mit Erfahrungen in den Bereichen Radio und Fernsehen. Aktuell ist er als Moderator tätig und er ist Mitbegründer des Internetprojekts DVTV.