Wie schwer ist es, die Vergangenheit aufzubrechen, Verbrechen zu benennen und die Schuldigen zu finden? Wer trägt die Verantwortung für den Tod von Menschen, die in den 1980er Jahren an der Grenze erschossen wurden, als sie versuchten, aus der kommunistischen Tschechoslowakei nach Westdeutschland zu fliehen? Und welchen Sinn macht es, sie heute vor Gericht zu stellen? Die Reportage der Korrespondentin des Deutschlandfunks in Prag berichtet darüber, wie die Tschechische Republik sich langsam mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.
Grenztote am Eisernen Vorhang: Zähe Aufarbeitung in Tschechien
Marianne Allweiss stellt den Hörern in dieser Reportage eine internationale Plattform vor, die die Aufarbeitung der totalitären Vergangenheit auf europäischer Ebene koordinieren soll. Einen Erfolg konnte die Plattform bereits für sich verbuchen: Durch eine Klage in Deutschland im Jahr 2016 und ein Jahr später in der Tschechischen Republik gelang es ihr, ein Gerichtsverfahren gegen ein Mitglied der höchsten Ebene des tschechoslowakischen kommunistischen Apparats einzuleiten. Und damit de facto zu deklarieren, dass das Schießen auf Menschen an der tschechoslowakischen Grenze, wobei Hunderte von nicht nur tschechischen, sondern auch ostdeutschen und vielen anderen Flüchtlingen aus Osteuropa starben, auch nach einem halben Jahrhundert nicht verjährt ist.
Lída Rakušanová
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