Lída Rakušanová: Stimme der Freiheit

Lída Rakušanová wird 2022 die Sonderauszeichnung für langjährige herausragende journalistische Tätigkeit verliehen. Sie ist eine bedeutende Persönlichkeit des tschechoslowakischen Exils, aber auch der Nachwendezeit, die fast ihr gesamtes Berufsleben den deutsch-tschechischen Beziehungen gewidmet hat. Sie war für Radio Free Europe, den Tagesspiegel, die Passauer Neue Presse und den Tschechischen Rundfunk sowie das Tschechische Fernsehen tätig. Auch heute noch kommentiert sie das aktuelle Geschehen in Deutschland und der Tschechischen Republik – immer geradeheraus, mit Empathie und Humor.

Als ich gleich nach dem November ‘89 zum ersten Mal wieder in der Tschechoslowakei war, wurden alle von einer großen Euphorie getragen – jetzt würde es nur noch besser werden. Ich habe aber gemerkt, dass ganz im Gegensatz dazu nun alles erst anfängt. Heute stehen alle Journalisten vor der großen Herausforderung, Populisten und Nationalisten daran zu hindern, die Oberhand zu gewinnen.


Lída Rakušanová

Rakušanovás Kommentare sind nie polemisch, sie sind immer sachlich, differenziert und unaufgeregt. Dabei ist die Journalistin aber auch bodenständig und humorvoll. Denn Lída Rakušanová ist sich ihrer Sache sicher. In ihren Ansichten spüren wir ihre persönliche Lebenserfahrung, ihre Klugheit und Empathie. 


Libuše Černá

Lída Rakušanová

Lída Rakušanová vorzustellen brauche ich wohl kaum. Sie ist so prägend und ihre Stimme so bekannt; deswegen war sie sogar im dem Oscar gekrönten tschechischen Film Kolja sozusagen in ihrer eigenen Rolle zu hören. Fast ihr ganzes Berufsleben ist den deutsch-tschechischen Beziehungen gewidmet, ob für Radio Free Europe, für den Tagesspiegel, die Passauer Neue Presse oder für den Tschechischen Rundfunk und Fernsehen.

Dabei strebt Rakušanová stets nach Aufklärung, Verständnis und Verständigung. Und immer hat sie ihr Publikum im Blick, achtet darauf, dass sie Themen aufgreift, die unbedingt von Interesse für die jeweilige Zielgruppe sind. Egal ob sie sich an die tschechische oder an die deutsche Leserschaft und Hörerschaft wendet.

Rakušanovás Texte sind klar, geradlinig, eindeutig.  Sie scheut es nicht Themen anzusprechen, die politisch strittig sind, wenn sie zum Beispiel formuliert, dass die Vertreibung der Sudetendeutschen Genozid war, dass die Unkenntnis der historischen Tatsachen immer noch zu politischen Manipulation führen kann, und dass heute die Sudetendeutschen sogar für die Tschechische Republik und deren Politik die beste Lobbyarbeit leisten könnten.

Rakušanovás Kommentare sind nie polemisch, sie sind immer sachlich, differenziert und unaufgeregt. Dabei ist die Journalistin aber auch bodenständig und humorvoll. So wenn sie z.B. in ihren Erinnerungen schildert, wie sie in der Grundschule in der Lobhudelei kurz den Namen Stalin gegen Lenin austauschen sollte oder wenn sie erzählt, wie sie Jahre später dem Agenten des tschechischen Geheimdienstes Minařík den Zugang zu ihrer Münchner Wohnung verwehrte. 

Denn Lída Rakušanová ist sich ihrer Sache sicher. In ihren Ansichten spüren wir ihre persönliche Lebenserfahrung, ihre Klugheit und Empathie.  Ihre Haltung ist absolut bestimmt, getragen vom Wunsch nach Verbundenheit und Versöhnung. So wie es einmal Milena Jesenská formulierte: 

„Den Starken erkennen Sie an der Art, wie er sich den Schwachen gegenüber verhält. Der Mensch, der fest den Boden unter seinen Füßen spürt, braucht nicht die Schwächeren schlecht zu machen und den Stärkeren nach dem Mund zu reden. Sowohl zu den einen wie zu den Anderen hat er – oder hat sie – immer eine friedfertige Geste der Milde“.

„Silného poznáte podle způsobu, jakým se chová ke slabým. Člověk, cítící pevnou půdu pod nohama, nemá zapotřebí, aby hanil slabší aby pochleboval silnějším. K těm i oněm má mirumilovné gesto shovívosti.“

Besser könnte man es nicht ausdrücken. In diesem Sinne gratuliere ich Lída Rakušanová im Namen der Jury zur Sonderauszeichnung für ihre langjährige herausragende journalistische Tätigkeit.

Libuše Černá (Laudatio)

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Lída Rakušanová

Lída Rakušanová ist freiberufliche Journalistin und kommentiert regelmäßig für den Tschechischen Rundfunk, das Tschechische Fernsehen wie auch als Prag-Korrespondentin der Passauer Neuen Presse das Geschehen in Deutschland und der Tschechischen Republik. Von den 1970er Jahren bis 1994 war sie bei Radio Freies Europa in München tätig. Ende der 90er Jahre war sie Mitglied des Koordinierungsrates des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums. Sie wurde mit etlichen Auszeichnungen geehrt, so u. a. mit dem Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung.